Lya de Putti

Ein vergessenes Leben

Der exotische Name Lya de Putti war kein Pseudonym, auch wenn das Leben der Filmschauspielerin einem Roman glich: Von adeliger ungarischer Herkunft tingelte sie durch Ungarn und Rumänien, wurde mehrfach als angebliche Spionin verurteilt, 1920 in Bukarest zum Tode. Nur mit Glück und Bestechung gelang ihr die Flucht nach Berlin.
Eine Nebenrolle in Joe Mays Großfilm Das indische Grabmal wurde für Lya de Putti Startpunkt einer rasanten Karriere. Als Star, als Inkarnation kollektiver und natürlich zeittypischer Sehnsüchte und Träume, tat sie alles, um die Identität zwischen Privatperson und Leinwandvamp zu wahren.
1926 schloß sich Lya de Putti dem Exodus europäischer Filmkünstler nach Hollywood an. Der Starruhm verblaßte noch schneller als er entstanden war. 1931 starb Lya de Putti in New York, vergessen “wie ein verlassenes Dorf im hintersten China”. Aus Liebeskummer in einen Hungerstreik getreten, hatte sie in einem unbewachten Augenblick ein Hühnerbein verschlungen.
Mit ihrem Tod hatte auch die Ära des Stummfilms endgültig ein Ende gefunden; so ist das kurze, wildbewegte Leben der Lya de Putti auch Spiegel einer vergangenen Epoche, dazu authentischer und farbiger als alle Leinwanddramen ihrer und erst recht unserer Zeit.

Johannes Zeilinger
LYA DE PUTTI
Ein vergessenes Leben
140 Seiten, broschiert
ISBN 3 85418 051 9
EUR 18,–