Hans Jürgen Syberberg

Der in Frankreich und den USA gefeierte, in seinem Heimatland oftmals geschmähte Hans-Jürgen Syberberg wurde 1935 im vorpommerschen Nossendorf auf einem später enteigneten Landgut geboren – dasselbe, auf das er sich im Alter inzwischen wieder zurückgezogen hat. Unter den Regisseuren des „Neuen Deutschen Films“ ist er stets eher ein Außenseiter und Einzelgänger gewesen. Eine Distanz, die sich auch in politischer Hinsicht zeigte: So polemisierte Syberberg bereits 1977 in seiner bekanntesten filmischen Arbeit Hitler, ein Film aus Deutschland scharf gegen den linksdominierten Kulturbetrieb seiner Zeit. In dem gleichnamigen Buch zum Film (1978) beklagte er den Verlust des „schöpferischen Irrationalismus“ der Deutschen, jenes „kranke Volk ohne Identität“, das in einem „seelisch enterbten und enteigneten“ Land „ohne Heimat“ lebt. Sein ästhetisch radikales und eigenwilliges Werk steht im Zeichen der erinnernden Klage um das im Abgrund des zweiten Weltkriegs versunkene Deutschland und um die Wiederentdeckung und Bewahrung der Quellen seiner Kunst, im entschiedenen Widerstand gegen multikulturelle Beliebigkeit, amerikanische Konsumkultur und eine miserabilistische Kunstauffassung, die das Tragische und Erhabene verneint.

Bücher
Hans Jürgen Syberberg
DER VERLORENE AUFTRAG
Ein Essay
mit Photographien des Autors
104 Seiten, broschiert
ISBN 3 85418 068 3
EUR 15,80
ZUM BUCH